Pink and Blue – Rettung von der Müllhalde

In der Mittagshitze des 7. Juni waren wir in Bihac auf der Mülldeponie. Wir wissen, dass dort viele Hunde leben und einige Menschen und Tierschutzorganisationen dort die Hunde wenigstens mit Wasser und gelegentlich mit Futter versorgen. Der Gestank dort ist bestialisch und die Berge von Müll inmitten schönster Natur traurig.
Aufgrund der hohen Temperaturen haben sich die meisten Hunde um die Mittagszeit im Schatten verkrochen und so dachten wir, dass wir vermutlich kaum Hunde zu Gesicht bekommen würden.
Doch kaum kamen wir am oberen Abladeplatz der Halde an, kam auch schon das erste Rudel von Junghunden und Welpen bellend und jaulend auf uns zu gestürmt. Zu unserem Entsetzen hatte die unerfahrenen Junghunde Schatten unter der Müllraupe gesucht. Noch während unserer ersten Begrüßung kam bereits der erste Mülltransporter die Schotterstraße hoch gedonnert. Schon während des stürmischen Begrüßungskommandos war uns ein stark humpelnder Welpe aufgefallen. Wir untersuchten die Pfote und stellten einen sehr großen und tiefen Cut im Ballen der linken Vorderpfote fest. Bei den vielen Glasscherben und scharfkantigem Metallschrott kein Wunder die große offene Wunde in dem dreckigen und teilweise lösemittelhaltigen Müll lösten bei uns Besorgnis aus. Leider verfügen wir in Bosnien kaum über freie und vor allem auch noch flexible Pflegestelle, dass wir die Hündin sofort in Sicherheit hätten bringen können. Auch das Shelter und der Tierarzt hatten schon wieder geschlossen.
Wir waren verzweifelt – wir hatten nur Futter, Desinfektionsmittel und Handcreme dabei. Während wir mögliche Lösungen und das weitere Procedere diskutierten, stellten wir fest, dass es sich bei dem verletzten Welpen um eine Hündin mit handelt, die sogar noch ihre Milchzähne hat. Außerdem wich ihre Schwester, die sich allem Anschein nach mit einem blauen Farbeimer angelegt hatte, nicht von ihrer Seite.
Begleitet von dem Rudel gingen wir zurück zu unserem Auto.
Zu diesem Zeitpunkt waren wir alle emotional tief berührt und die Stimmung im Keller. Die Hilflosigkeit und Alternativlosigkeit machte uns allen schwer zu schaffen. Gestank, Hitze, Hoffnungslosigkeit und um Liebe bettelnde Hunde.
Am Auto angekommen, versorgten wir die Hunde erst einmal mit Futter und versorgten die Pfote notdürftig.
Und dann kam der allerschlimmste Moment – wir mussten ins Auto steigen und fahren.
Umringt von dem wedelnden Rudel, dem Streicheleinheiten wichtiger waren als Futter, setzen wir uns ins Auto und versuchten zu fahren. Die Begrenzungssensoren an allen Seiten piepsten permanent. In Schleichgeschwindigkeit wendete Moni vorsichtig das Auto unter ständigem Piepsen. Langsamer als Schrittgeschwindigkeit fuhr Moni los, bis das Piepsen zumindestens der Frontsensoren aufhörte. Langsam fuhr Moni etwas zügiger, bis wir die Welpen durch die Heckscheibe sehen konnten. Das kleine Rudel rannte hinter uns her. Auch die verletzte Hündin versuchte humpelnd mit allen mitzuhalten. Über einen Kilometer versuchten sie, mit uns mitzukommen, bei ihnen zu bleiben, sie nicht alleine zu lassen.
Wir haben schon sehr viel gesehen, mitgemacht, erlebt, teilweise sind wir seit über 30 Jahren aktiv im Tierschutz tätig, aber das Bild, diese Situation hat auch uns unter Tränen zusammenbrechen lassen.
Wir hielten am Ortseingang Bihac für eine Kaffee-Gedankenpause am Fluss. Wir suchten weiter verzweifelt nach Hilfe. Neila kontaktierte eine ganz neu kennengelernte Pflegestelle, mit der wir noch keine Erfahrung gemacht hatten. Nisvet sagte sofort zu. Angelika und ich sprangen ins Auto und fuhren sofort zurück zur Müllhalde. Das Rudel hatte sich separiert, die Junghunde hatten ein Bad in dem stinkenden Ablaufwasser der Müllkippe genommen, um zumindest etwas Abkühlung zu bekommen. Die verletzte Hündin und ihre blaue Schwester hatten sich bereits wieder unter die Müllraupe in den Schatten verzogen. Die beiden kamen sofort wieder angerannt.
Wir packten die beiden ins Auto, ließen den anderen nochmal Futter da und fuhren zurück zum Cafe, wo wir Neila und Moni einluden und weiter zu Nisvet fuhren. Dort angekommen brachten wir sie mit dem vorhandenen Rudel zusammen und versorgten die verletzte Hündin.
Auch dem Chef des Rudels, dem Kater von Nisvet, wurden die beiden Hundemädchen vorgestellt. Eine Ladung Hundespielzeug aus unserem Spendenfonds wurde unter den Hunden verteilt.
Langsam ließ unsere Anspannung nach und alle Hunde kamen zur Ruhe. Bis sie alle mit vollen Bäuchen gut versorgt in den Schlaf fielen.
Die Nacht verlief erstaunlich ruhig und die beiden Hundemädchen wurden Blue und Pink getauft. Am nächsten Morgen waren sie schon etwas mehr im Rudel aufgenommen.
Wir bedankten uns bei Nisvet, versorgten ihn noch mit zusätzlichem Futter und verabschiedeten uns von unseren beiden Farbklecksen.
Wir sammelten unsere anderen Hunde von den Pflegestellen ein und fuhren weiter nach Zadar, um von dort aus am nächsten Morgen zurück nach Deutschland aufzubrechen. Kaum daheim angekommen, bekamen wir bereits die ersten Fotos und Videos von unseren Müllkippen-Mädchen. In nur zwei Tagen haben sie es von der stinkenden Müllhalde auf ein Sofa geschafft. Wir sind sehr glücklich und Menschen wie Nisvet unendlich dankbar.
Bei Pink und Blue handelt es sich um Herdenschutz-Mischlinge (Šarplaninac), die nur in Herdenschutzhund-erfahrene Hände abgegeben werden. Bei Interesse melden Sie sich bitte gerne bei:     
Blue +49 170 343 1767 – Angelika Weiß
Pink +49 171 846 2277 – Michaela Reim
IBAN SPENDENKONTO
DE34 7936 2081 0007 4404 80
VR Main Bank eG
BIC GENODEF1GZH

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